Precarious Work Relations and Social Unrest in China: Insights from 40.000 protest accounts [in German]

Prekäre Arbeitsverhältnisse sind ein integraler Bestandteil des chinesischen Entwicklungsmodells. Chinas im Durchschnitt zweistelliges Wirtschaftswachstum zwischen 1978 und 2010 beruht zu einem wesentlichen Bestandteil auf der systematischen Ausnutzung von Entwicklungs- und Einkommensunterschieden. Mit Ausnahme von wertvollen Analysen über Großproteste, beispielsweise im Zuge der Massenentlassungen Beginn der Weltfinanzkrise 2008, sind die Folgen der praktizierten chinesischen Arbeitsverhältnisse für die soziale und politische Stabilität des Landes nur unzureichend erfasst. Der Artikel leistet einen Beitrag zur Abschätzung dieser Folgen, indem er die Entstehung von Arbeitsprotesten und den Umgang der Regierung mit diesen systematisch untersucht. Dabei stützt er sich auf die computerunterstützte Inhaltsanalyse von Berichten über mehr als 40.000 Proteste, die zwischen August 2013 und August 2015 stattgefunden haben. Die Untersuchung zeigt, dass mehr als ein Drittel aller in China stattfindenden Proteste gegen die Beschneidung der ohnehin geringen Arbeitnehmerrechte gerichtet ist. In Verbindung mit der Tatsache, dass prekäre Arbeitsverhältnisse zur Aufrechterhaltung der hohen Einkommensungleichheit beitragen und damit die Entwicklung eines gesunden Binnenmarktes behindern, haben prekäre Arbeitsverhältnisse also nicht nur negative Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sondern auch auf die soziale, ökonomische und politische Makrostabilität.